Tanner betreibt einen kleinen Hof in den Schweizer Voralpen – nur ein paar Milchkühe und Hühner. Dort führt er ein ruhiges, unaufgeregtes Leben zusammen mit seiner Frau Marie, die er innig liebt, der er aber seine Liebe und Gefühle nicht zeigen kann. So ist Tanner eben: im Innern weich und empathisch, äußerlich aber ein Klotz von einem Mann mit scheinbar undurchdringlicher Schale. „Die Beine Tanners stehen fest auf der Erde. Er wankt nie. Sieht man sich seine Fußspuren an, erkennt man: sauber eingetreten, nichts wird verwischt, da weiß einer, wo er durchwill.“
Und plötzlich, von einem Tag auf den anderen, gerät dieses stabile Gefüge ins Wanken und Tanners Welt aus den Fugen. Über Nacht hat sich auf seinem Land ein riesiges Loch aufgetan, und bald darauf ein zweites – so tief wie Tanners Ratlosigkeit und Verzweiflung, als er machtlos zusehen muss, wie sein einfaches Leben nach und nach auseinanderbricht. Der Schweizer Autor Lukas Maisel erzählt in seiner Novelle ohne Pathos, dafür aber mit feiner sprachlicher Schlichtheit, wie sich das bescheidene Leben in ländlicher Idylle über Nacht in einen Albtraum verwandelt. Eindrucksvoll und lange nachhallend!