Spitze Feder, zarte Hand

Freddy Derwahl, Schriftsteller und Journalist, 1946 geboren in Eupen, zählt heute zu den wichtigsten deutschsprachigen Schriftstellern in Ostbelgien. Sein Werdegang: Studium in Aachen, Belgien-Korrespondent der AZ, Leiter der BRF-Kulturredaktion, seit 2007 freier Schriftsteller. Seine besten Werke sind autobiografisch geprägt, etwa „Bosch in Belgien“ (2006) heute als „Bosch in Versuchung“ beim ELV lieferbar, „Das Haus im Farn“ beim GEV oder „Der letzte Mönch von Tibhirine“ (2013).

Einen wunderbaren Überblick über Freddy Derwahls Werk erhält der Leser in der vom ELV herausgegebenen Textsammlung "Spitze Feder, zarte Hand", die auch einige journalistische Texte des Autors enthält. Wiederkehrende Motive seines Werks sind drei auszumachen: die Faszination der Natur, die Suche nach Gott und die ostbelgische Heimat.

 Die Faszination der Natur äußert sich in der Sehnsucht nach dem Wald, die Eupen umgibt, vielfältig umschrieben in seinen Texten. Seine Suche nach Gott manifestiert sich biografisch schon als Jugendlicher, als er den Trappisten in Mariawald beitreten will, seinem 1986 ausgeführten Sabbatjahr im amerikanischen Mönchkloster Genesee, literarisch in seinem erfolgreichstem Werk „Der Mönch von Tibhirine“ (2013), dem generellen Interesse an in der Einsiedelei Lebenden, in der Textsammlung in einigen Porträts zu lesen. Auch findet sich derselben Sammlung, zum dritten Motiv zählend, etwa mit einer „Kleine ostbelgische Liebeserklärung“ beispielhaft die Schilderung von Land und Leuten („Menschen, schmunzelnd und lebensklug,..von einem sanftem Fatalismus geprägt, der eher der Toleranz zuneigt als dem Überdruss“) in wunderbaren Miniaturen festgehalten.

Fazit der Lektüre: Freddy Derwahl ist ein sprachversierter, begnadeter Stilist und vielseitiger Autor, der in der journalistischen Form (Bericht, Reportage) zu Hause, die literarische Form (Gedicht, Erzählung, Roman) gut und gerne meistert, seine besten Werke sind autobiographisch geprägt. Für Menschen, die in regionaler Literatur das Universelle finden mögen. - Martin Hungenbach
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