Mameleben

„Das schlechte Gewissen ist eine jüdische Erfindung“ – eine Erfahrung, die auch den Autor Michel Bergmann durchs Leben begleitet und ihn oft schwanken lässt zwischen Freiheitsdrang und Verpflichtung der Mutter gegenüber. In seinem neuen Roman „Mameleben“ erzählt er von ihrem Schicksal als Jüdin in Deutschland, Frankreich und der Schweiz und beschreibt sehr offen und schonungslos sein zwiespältiges Verhältnis zu seiner Mutter, die er innig liebt und doch manches Mal kaum ertragen kann. Schwierig ist sie, die Liebe zu seiner Mame, die voller Widersprüche ist: Aufopfernd, aber auch übergriffig und verletzend. Liebevoll, aber auch erdrückend und vorwurfsvoll. Schillernd und klug, aber auch einsam und vom Leben enttäuscht. Und dieses Gefühl, sich immer und für alle aufgeopfert zu haben und um ihr Glück betrogen worden zu sein, prägt auch das Leben des Sohnes. In den Augen der Mutter kann er nichts richtig machen und erfüllt die in ihn gesetzten Erwartungen nicht. Die Last, das unerfüllte Leben anderer führen zu müssen – das seiner Mutter und ihrer von den Nazis ermordeten Familie – wiegt schwer auf seinen Schultern.

Und doch ist der Ton des Romans weder bitter, noch anklagend. „Mameleben“ ist ein lebendiges Stück Zeitgeschichte und ein wunderbares, kluges Buch voller Wärme, Witz und Empathie – ein Lesegenuss der ganz besonderen Art!

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