Die Kinder sind Könige

Mélanie Claux liebt Reality-TV-Shows. Bereits als Kind schaut sie alle Reality-TV-Serien, die im Fernsehen kommen und träumt davon, selbst ein solcher Star zu werden, doch ins Fernsehen schafft sie es nie. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Paris. Nachdem sie auf Youtube sieht, wie andere Eltern ihre Kinder in Videos präsentieren, beschließt Mélanie dasselbe zu tun. Sie fängt an, ihre Tochter beim Singen zu filmen und das zu veröffentlichen. Ihr Kanal wächst immer mehr, sodass die 6-jährige Kimmy und ihr Bruder, der 8-jährige Sammy, immer mehr Fans und Aufmerksamkeit bekommen. Die Videos werden professioneller und umfangreicher. Auch auf anderen Social-Media-Plattformen beginnt die Mutter, den Alltag ihrer Kinder fast pausenlos zu veröffentlichen. Die viele Aufmerksamkeit bringt Werbepartner und viel Geld. Mélanies Traum vom Berühmtsein wird wahr. Bis eines Tages ihre Tochter bei einem Versteckspiel verschwindet.

Clara Roussel arbeitet bei der Polizei in Paris. Sie gehört zu den Polizisten, die in dem Fall der kleinen Kimmy ermitteln. Dabei wird die Polizeibeamtin mit einer Welt konfrontiert, von der sie nicht geglaubt hätte, dass es diese gibt. Kinder, die ohne Privatsphäre aufwachsen und unter ständiger Beobachtung stehen. Kinder, die so viele Sachen haben, das in ihren Zimmern nichts mehr reinpasst. Eine Mutter, der die Anerkennung und ,,Liebe“ unbekannter Menschen im Netz so wichtig ist, dass sie die Gefahren übersieht.

In dieser Geschichte geht es um mehr als nur den Fall eines entführten Mädchen. Es geht um das unbedachte Posten seiner Kinder im Internet. Vor allem aber um die Frage, wie weit man als Eltern bei der Veröffentlichung seiner Kinder im Internet gehen sollte? Und was für Auswirkungen hat das ständige Gefilmtwerden auf ein Kind? Das Thema ist in einer Welt, in der die sozialen Medien immer mehr an Beliebtheit gewinnen, aktueller denn je. Ich bin fasziniert von diesem Buch. Es ist fesselnd und gleichzeitig beängstigend. Dazu kommt, dass es wirklich gut geschrieben ist. Es wird abwechselnd aus der Sicht der Mutter und aus der Sicht der ermittelnden Polizistin erzählt. Für mich ist dieses Buch ein Buch, das es wert ist, gelesen zu werden.

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