Lot Vekemans, niederländische Dramatikerin, geboren 1965, hat die Begabung, die mit einigen Schwächen ausgestatteten, oft maulfaulen und dickköpfigen Helden ihrer Romane so nahe zu bringen, daß sie den Lesenden ans Herz wachsen. Wie schon im Roman „Ein Brautkleid aus Warschau“ verlegt sie die Handlung ins Ausland, diesmal nach Calgary, Kanada. Dort lebt seit 25 Jahren der niederländische Einwanderer Simon fern von Familie und Zwillingsbruder. Ein Einzelgänger, dessen Nörgelzynismus aus ihm einen schweigsamen Menschen gemacht hat. Bis seine Schwester aus den Niederlanden ihn bittet, ihren 16-jährigen Sohn Daan bei sich aufzunehmen.
Ein Duo wider Willen: Daan zappt und zockt, was das Zeug hält und hat nur einen Wunsch: in den Rocky Mountains wandern zu gehen. Bald lässt sich der am Fuß verletzte Simon zum Ausflug breitschlagen, die schönste Autostrecke der Welt, den Icefields Parkway zu befahren. Dort treffen sie auf zwei Bergwanderer, Vater und Sohn. Diese nehmen den Jungen auf ihre Tagestour mit. Nach einem Streit mit Simon am Abend zieht das Trio nächstentags wieder los und bleibt für Simon unauffindbar.
Die Polizei wird eingeschaltet, seine Schwester Hanne reist an und mit ihr die Frage, wie weit in der eigenen Familiengeschichte Simon zurückgehen muß, um wieder eine weiße Weste zu haben. In glasklarer Sprache und originellen Bildern erzählt, fast genial.