Dieser Roman aus Kanada handelt von Saul Indian Horse, einem Jungen mit biblischem Vor- und dem indigenen Familiennamen seines Urgroßvaters, Schamane und Fallensteller vom Stamm der Ojibwe.
Es beginnt mit einem Paukenschlag: „Alles, was ich vom Indianersein wußte, starb im Jahr 1961.“ Als Saul 11 Jahre alt ist, wird sein Bruder von Weißen gekidnappt und in ein Umerziehungsheim gesteckt. Dem Bruder gelingt die Flucht 100 Kilometer von dort zu Fuß und mit ihm flieht die Familie aus der ärmlichen Siedlung zusammen weiter weg in die einsame Wildnis von Ontario.
Doch auch Saul landet schließlich im Heim, einem schwarzen Loch, das alles Indianische aus ihm entfernen soll. Er hat es leichter, weil er Englisch versteht und findet einen Ausweg, nämlich das Eishockey, für das er ein außergewöhnliches Talent besitzt.
Der Roman ist nicht schwer zu lesen. Allein auf den ersten kaum 50 Seiten schafft Richard Wagamese, was anderen nicht auf 800 Seiten gelingt: Indem er wunderbar einfache Worte wählt, berührt er seine Leser. Wagamese hat das Talent zum Erzähler.
2008 hat sich der kanadische Premier für die Einrichtung der Residential Schools bei der indigenen Bevölkerung offiziell entschuldigt und einen Prozess der Aufarbeitung eingeleitet, der bis heute andauert. Wagameses biografisch grundierter Roman, jetzt erstmals auf Deutsch erschienen, ist ein hervorragender literarischer Beitrag zu der Debatte.