„Das Gewicht der Worte“, der letzte Roman des im Juni diesen Jahres verstorbenen Schweizer Autors, ist so reflektiert und philosophisch, wie wir es von Pascal Mercier gewohnt sind.
„Jetzt, da er wieder eine Zukunft hatte, wollte er verschwenderisch mit seiner Zeit umgehen.“ So der Beschluss des Protagonisten Simon Leyland, nachdem sich die Diagnose Hirntumor als ärztlicher Irrtum erweist. Der Roman beginnt genau zu diesem Zeitpunkt, als Leyland von Triest aus zurück nach London in das Haus seines verstorbenen Onkels kehrt, der ihm dieses vererbt hat. Und dort beginnt er, sein altes Leben aufzuarbeiten und sein zukünftiges neu zu ordnen.
In eben diesem Haus nahm auch Leylands Faszination für die Welt der Worte einst seinen Anfang: Eine Landkarte seines Onkels lässt den Wunsch in ihm entstehen, die Sprachen aller Länder zu lernen, die ans Mittelmeer grenzen. Die große Leidenschaft für Sprache und Literatur führt Leyland schließlich auch zu seinem Beruf als Übersetzer, in dem er seine Bestimmung sieht. Immer wieder betont er, dass er „die Dinge erst erlebe, wenn er sie in Worte gefasst“ habe. Als sein Leben durch die Fehldiagnose an einen Wendepunkt kommt, öffnen sich neue Wege. Prioritäten verschieben sich, Freundschaften verändern sich, das Übersetzen weicht der Entdeckung der eigenen Worte.
„Das Gewicht der Worte“ – einen treffenderen Titel hätte man für diesen Roman kaum wählen können. Ein Hochgenuss und unvergessliches Leseerlebnis!