Auf See

Wie wird beziehungsweise wie kann unsere Zukunft aussehen? Eine Frage, die viele Menschen beschäftigt und die auch Theresia Enzensberger in ihrem neuen Roman zum Thema macht.

In zwei Handlungssträngen und aus verschiedenen Perspektiven erzählt sie vom Versuch, eben diese unsere Zukunft zu gestalten, zu beeinflussen, zu verbessern. Da ist zum einen die 17-jährige Yada, die auf einer künstlich angelegten bienenwabenförmigen Insel auf der Ostsee lebt. Ihr Vater hat die „Seestatt“ einst gegründet, als Rettung vor dem vermeintlichen Untergang auf dem Festland. Doch was als idealistische Idee von einem autark geführten Leben auf See begann, endet in einer Zweiklassengesellschaft, in Selbstbetrug und Verrat.

Und da ist Helena, die als Künstlerin in Berlin lebt und eher unfreiwillig zur Sektenführerin und Influencerin wird. Die Wege der beiden Frauen kreuzen sich in Berlin, als Yada von der Seestatt flieht, nachdem sie merkt, dass ihr Vater sie jahrelang hintergangen hat.

Die beiden wechselnden Erzählebenen werden immer wieder unterbrochen durch das von Helena geführte „Archiv“, eine Materialsammlung über Utopien, die tatsächlich existierten, wie zum Beispiel die anarchistische Piratenstadt Liberatia.

„Auf See“ liest sich spannend und unterhaltsam, zeichnet aber auch eine beklemmende Zukunftsvision, die an vielen Stellen schon eher einer Gegenwart gleicht. Eine kluge und gut konstruierte Dystopie!

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